Aufbruch

Ich höre, also bin ich

  • Als vier- oder fünfjähriges Mädchen höre ich Mozarts Ave Verum Corpus und spule wochenlang die Audiokassette vor und zurück und versinke dabei, es auf dem Klavier nachzuspielen…

  • In der Grundschule werde ich zum Ohrenarzt geschickt, weil man vermutet, dass ich kaum was höre. Der aber sagt: das Mädchen hört das Gras wachsen…

  • In meinem ersten Beruf als freischaffende Musikerin kommen viele Menschen zu mir, um Klavierspielen zu lernen. Sie bleiben, weil sie eine empathisch zuhörende Gesprächspartnerin brauchen…

  • In Italien falle ich einfach vom Himmel. Eigentlich sollte es ja nur ein Ferienhaus werden. Ich komme in ein Land, das ich fast nur aus Träumereien kannte: ohne genügende Sprachkenntnisse, kulturell völlig unvorbereitet, mit jugendlicher Naivität. Wie finde ich mich zurecht? Wie bekomme ich, was ich brauche?

    Ich muss noch mehr auf Signale, auf die Zwischentöne achten. Ich muss anders zuhören. Nicht bloß rein sprachlich verstehen – sondern mehrdimensional. Wieviele peinliche Fallstricke! So viele Fehlinterpretationen! Aber dadurch auch: so viel echtes und tieferes Verständnis.

  • Dann lange Jahre in der Reisebranche. Anfangs als Veranstalterin mit der Organisation von Musikreisen und kulturellen Reisen nach Italien, im Kontakt mit vielen unterschiedlichen und interessanten Menschen.

    Mit cholerischen Dirigenten, unternehmungslustigen Jugendgruppen, obertönenden Sängern, italienisch lernenden Pensionären, musizierenden Familien, wandernden Betriebsräten.

    Alle brauchten was anderes. Und doch oft das gleiche.

  • Als Reiseleiterin in Italien hatte ich selbst viel zu erzählen. Mein besonderes Interesse galt den Mentalitätsunterschieden, und woher sie kommen. Aber vor allem, was uns über alle kulturellen Unterschiede hinweg verbindet.

    Und dann der direkte Austausch mit meinen vielen Gästen. Beim gemeinsamen Unterwegssein öffneten mir Menschen ihr Herz, erzählten von sich, ihren oft dramatischen Lebensgeschichten. Und wie sie damit umgehen.

    Gerne hätte ich mehr Zeit für diese Gespräche gehabt.

  • Dann kam das Jahr 2020. Ich verlor sofort meine Arbeit. Dafür hatte ich endlich Zeit, mich mehr um mich selbst und intensiver um das zu kümmern, was mich eigentlich ausmacht: andere durch intensives Zuhören und empathische Gespräche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und ihrem Bewußtseinswandel zu unterstützen.

  • Alles kam zum richtigen Zeitpunkt.

    Danke allen, die mich in dieser Zeit unterstützt haben und die sich von mir haben begleiten lassen! Alexandra Boos und Markus Fischer von „Knotenloesen” danke ich von Herzen für alles, was ich bei den beiden in meiner Ausbildung zur empathischen Life-Coach lernen durfte.

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